Dienstag, 22. März 2016

Ein goldglänzendes Stückchen Pyrit, volkstümlich auch "KATZENGOLD" genannt, neben einer Einbettung von strak oxidiertem Ankerit in einer Druse eines Gesteinsstückes mit hohen Anteilen von Roteisen und Quarzit
Fundort: Grube Mehlbach



Beiträge zur Geologie und Paläontologie Weilmünsters


Mineralien und Fossilien aus dem aufgegebenen Bergwerk "Mehlbach" zwischen Weilmünster und Laubuseschbach



Schriftenreihe Naturwissenschaften

Eine Publikation von

Dipl. Biol. Peter Ulrich Zanger







Dank seiner großen Zahl historischer Bergbaustätten, in deren Stollen und Halden, auch wenn sie unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten als ausgebeutet gelten, sich doch noch enorme Schätze für mineralogisch, geologisch und paläontologische Interessierte verbergen, hat sich Weilmünster in den letzten Jahren zu einem immer beliebteren Ausflugsziel für Fossilien-, Mineralien- und Steinsammler sowie zur potentiellen Feldpraktikums- und Exkursionsstätte für Studentinnen und Studenten der Geowissenschaften aus den benachbarten Universitäts-Städten entwickelt.

Einer der Brennpunkte der Bergbauaktivitäten Weilmünsters lag an den Berghängen des sogenannten "Bleidenbachtales" zwischen Weilmünster und Laubuseschbach.  Auf einer Distanz von etwa 5 Kilometern konzentrieren sich hier die ehemaligen Grabungsorte im Weilmünsterer "Kirberg", die sehr ertragreichen Roteisen-Gruben am Wasserwerk "Charon" und der Riesenburg an den Berghängen südöstlich des Rohnstädter Bahnhofes, die Schiefer- und Mineralien-Abbaustätten an beiden Seiten des Bleidenbachtales auf Höhe des von Nordwesten zufließenden Mehlbachtales sowie die Bergbaugelände am Ortsrande Laubuseschbachs gegenüber des Flachsberges.

Besonders von Mythen und Legenden umwoben ist die Geschichte der über Jahrhunderte hinweg ausgebeuteten Grube Mehlbach, nicht nur auf Grund der Vielzahl von Gesteinsformationen mit unterschiedlichsten Mineralien, die das Tunnelsystem der Bergbaustollen auf mindestens 3 übereinanderliegenden Ebenen mit mindestens 10 Aufstiegsschächten durchzog, sondern auch insbesondere wegen der reichhaltigen, silbernen Erzvorkommen, die den Betreibern der Mine während eines gewissen Zeitraumes das Prägen eigener "Silber"-Münzen erlaubte.


Karte (Ausschnitt) der Lage des Mehlbacher Bergwerkes bei Weilmünster aus dem Jahre 1763. 
Rohnstadt ist hier noch Ranstad benannt.
Bergbaumuseum Weilburg



Luftbild mit teilweisem Plan des Stollenverlaufes über etwa 1000 Meter im Berge zwischen den Tälern der Sauren Mehlbach (unten von links nach rechts) und Süssen Mehlbach (von Bildmitte oben nach unten rechts). Gelb: Relativ exakter Verlauf des Hauptstollens. Grün: Vermuteter Verlauf eines Nebenstollens neben weiteren, nicht eingetragenen Gängen
Grundlage: Google Earth



Lage der Grube Mehlbach und anderer, ehemals wichtiger Bergbaustätten entlang des Bleidenbachtales zwischen Weilmünster, Rohnstadt und Laubuseschbach
Grundlage: Google Earth


Die Existenz der Rohnstädter Silbermünzen bedeutet allerdings noch nicht, daß auch tatsächlich reines Silber in der Grube Mehlbach gefunden bzw. gewonnen wurde. Die wichtigsten Silber-Fundstätten Deutschlands liegen im Schwarzwald, Harz und Erzgebirge. Für Hessen verzeichnet der Mineralienatlas nur wenige Fundnachweise im Odenwald. Die einzige Registrierung von Silber im Landkreis Limburg-Weilburg bezieht sich auf die Grube "Alte Hoffnung" in Villmar-Weyer. 

Neben seiner "gediegenen" Reinform kommt Silber aber auch in den sogenannten Silbererzen, sulfidischen Mineralien mit Silberanteil vor, dazu zählen Allargentum (99%), Akanthit (87% - Silberglanz), Stromeyerit (53% - Kupfersilberglanz), Chlorargyrit (Silber-Hornerz) und Miargyrit (Silberantimonglanz) neben 161 weiteren Silbermineralien vor. Desweiteren kommt Silber, allerdings zumeist in Mengenanteilen unter 1 % in den sogenannten silberhaltigen Erzen Bleiglanz (PbS) und Kupferkies (CuFeS2) vor, so daß Silber auch häufig als Nebenprodukt bei der Blei- oder Kupferherstellung gewonnen wird. 

Tatsächlich befinden sich unter den mindestens 27 registrierten Mineralien aus der Grube Mehlbach neben Galenit (Bleiglanz) mit seinen sekundären Verwitterungsprodukten Cerussit, (Weißbleierz) Anglesit (Bleivitriol),  Pyromorphit (Grün- bzw. Braun-Bleierz) und Minum (Blei(II,IV)-Oxid, Blei-Mennige) sowie dem ebenfalls in magmatischen Gesteinen gebildeten Erz Chalkopyrit (Kupferkies) mit seinen Verwitterungsprodukten MalachitAzurit, Chrysokoll, Brochantit und Tyrolite auch die Silbererze Akanthit, Pyrargyrit, Proustit und Polybasit. Desweiteren treten die Carbonat-Gesteine Ankerit, Calcit, Siderit sowie Quarz neben Bournonit, Brochantit, Erythrin, Gips, Pyrit, Schwefel, Sphalerit, Tennantit und Tetraedrit auf. Aus der Grube Mehlbach wurden also insbesondere SILBER, KUPFER und BLEI gefördert. Bemerkenswert ist desweiteren, daß neben der "Grube Mehlbach" die Bergwerke "Alter Mann" und "Roter Küppel" im benachbarten Langhecke die einzigen erwähnten bzw. registrierten hessischen Fundstellen für Bleimennige bzw. Blei(II,IV)-oxid sind, welches auch mit der Mineralbezeichnung MINUM benannt ist (Siehe hierzu: Fr. Sandberger 1845)



Fr. Sandberger (1845): Über Diorite. In: Jahrbücher des Nassauischen Vereines für Naturkunde Band 2-3 Seite 125



Fr. Sandberger (1845): Brief an Geheimrat Leonhard, Weilburg, 15. April 1845. In: Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie, Paläontologie Jg. 1845, Schweizerbart Stuttgart 



Fahlerz (Bleiglanz) mit Kupferkies (Pyrit) auf Ankerit
Grube Mehlbach



Fahlerz auf Ankerit mit minimalen Spuren von Kupferoxid
Grube Mehlbach



Die ältesten, registrierten Erwähnungen der Grube Mehlbach datieren in das Jahr 1495, als die Schürfrechte für damals "Stufenerze" genannte Mineralien in einer von der Regentschaft der Grafschaft NASSAU-SAARBRÜCKEN ausgestellten Urkunde für den Bergbau im dem Bergwerk "Smytgin" (= Schmiedchen, Kleine Schmiede) vergeben wurden. Ausmaße und Ausbeute der frühen Bergbauaktivitäten in den ersten 130 Jahre dort sind nicht registriert, doch scheint die Schmiede aufgegeben worden zu sein, denn im Januar 1625 wurde beantragt, das "vor etlichen Jahren gebaute Bergwerk AUF DER GROSSEN MILNPACH (= am Großen Mühlenbach) wieder neu aufzunehmen, da es in den Kriegsjahren verlassen worden sei".  Ab 1750 brachte die Grube den mehreren hundert dort tätigen Bergleuten offenbar erstmals größere Gewinne, was durch die Prägung der "Rohnstädter Taler" untermauert wird (Heimatmuseum Rohnstadt).



Eintrag des Stollenverlaufes der Grube Mehlbach (blau) auf der Geologischen Karte Blatt Weilmünster von 1918. Vulkanische Eruptivgesteine (Diabase) sind grün verzeichnet, Kalkstein (Massenkalk) dunkelgrau, Plattenkalk hellrot. Hellgraue Flächenmarkierungen beschreiben Dunkle Ton- und Alaun-Schiefer (Bandschiefer), Rote Punkte darin Grauwackeneinlagerungen.



Die Hochzeit des Mehlbacher Bergbaues datiert in die Jahrzehnte von 1750 bis 1780. Ein auf einer Länge von 1200 Metern in 50 bis 80 Metern Tiefe liegender Gang aus 1 Meter mächtigem Braunspat, Kalkspat und Quarz, der von 15 cm starken Adern aus Fahlerz durchzogen war, wurde damals abgebaut. Das Fahlerz bestand aus dunklem Rotgültigerz bzw. Antimon-Fahlerz, also den stark silberhaltigen sulfidischen Silbererzen Proustit und Pyrargyrit begleitet von Kupferkies und Bleiglanz. Nach der weitgehenden Ausbeutung der Lagerstätte wurde der diesbezügliche Bergbau etwa 60 Jahre später, im Jahre 1846, eingestellt (Carl-Detlev Cornelius / Marburg: In den Blei- und Silbergruben des Ost-Taunus / Aufschluß Jg. 1 Nr. 2 August 1950). 




Teilausschnitt aus dem Plan des Stollen- und Schachtsystemes der Grube Mehlbach im Tale der Sauren Mehlbach, einem nördlichen Zufluß des Bleidenbaches
Quelle: Bergbaumuseum Weilburg



Im Jahr 1850 wird die Grube Mehlbach, nachdem sie zuvor von der Bergbauverwaltung nach mehreren Jahren des Nichtbetriebes "freigestellt" und weitere Anträge auf Suchen nach neuen Erzlagern (Mutung) abgewiesen worden waren, für "nicht mehr befahrbar" erklärt. Zu diesem Zeitpunkt bestand das Bergwerk aus 3 übereinanderliegenden Stollen mit Längen von 900 Metern (gemessen in "Lachtern" wobei 1 Lachter = ca. 2 Meter), und zwar dem 

Oberen Stollen
Mittleren Kneissel-Stollen 
Tiefen Stollen

über denen 10 Schächte Verbindungen zur Erdoberfläche herstellten, im Folgenden benannt als

Rollbringer Schacht
Neuer Kunst Schacht (zur Wasserentsorgung)
Backofen Schacht
Alter Kunst Schacht
Schwarzer Schacht
Sigismund Schacht
Schäfer Schacht
August Schacht
Friedrichs Schacht
Gelber Schacht


Da aus dem vorangehend abgebildeten, im Bergbaumuseum Weilburg ausgestellten Planausschnitt aber schon mindestens 5 Stollen-Ebenen eingetragen sind, wobei auf der Karte allerdings keine Jahreszahl angegeben ist, kann vermutet werden, daß entweder die tatsächliche Ausdehnung des Stollensystemes noch größer war, oder aber zu späteren Zeiten, als die Grube bereits als stillgelegt galt, weitere  Tunnelgrabungen bzw. Schürfungen stattgefunden haben. Dafür spräche auch die Existenz von Abraumhalden neueren Datums an den mittleren und hangaufwärts gelegenen Schächten.

Für die folgenden 3 1/2 Jahrzehnte hielt sich der bergmännische Ruhezustand der Grube Mehlbach bis Anfang 1885 die Pläne zum technischen Ausbau des Bergbaues um Weilmünster und besonders im Bleidenbachtal nach Laubuseschbach neuen Auftrieb brachten. Als Ersatz für eine vom Stollberg nach Guntersau führende Loren-Seilbahn zum Transport von abgebautem Eisenerz zur Lahntal-Bahnlinie wurde die Weiltalbahn-Eisenbahnlinie von Weilburg nach Grävenwiesbach mit ihrem Abzweig von Weilmünster nach Laubuseschbach aufgebaut. Hauptzweck der Seiten-Bahnlinie war der Transport von Roheisen der Gruben Charon und Riesenburg ab Bahnhof Rohnstadt zu den Wetzlarer Buderuswerken. Parallel wurden in der Grube Mehlbach Schächte, Stollen, Gesenke, Überhaue und Querschläge erweitert. Im Jahr 1890 führte dies zur Produktion von 516 Kilogramm Fahlerz mit einem Reinsilberertrag, der vermutlich 250 kg nicht überstieg.

Die Mechanisierung schritt nach 1890 durch das Aufstellen einer Dampfmaschine zur Gesteinsförderung bzw. dem Grubenbau und der Anlage eines Maschinenschachtes fort. Gleichzeitig scheinen Wassereinbrüche in das Stollensystem den weiteren Bergbau zu behindern, denn eine aufwendige Elektrifizierung mit der Verlegung von "Kupferkabeln in Bleimantelhülle mit Ummantelung aus Kautschuk und verzinktem Eisendraht" zur Beleuchtung, dem Betrieb von Pumpen und Wasserhaltesystemen sowie für elektrische Bohrungen wurde installiert. 

Dank dieses technischen Aufwandes wurde auf 125 Metern Tiefe am Maschinenschacht eine jeweils 27 Meter lange Tiefbausohle in 2 Richtungen erschlossen wobei silberhaltige Blei- und Fahlerze aus 2 Gängen von 545 Metern und 525 Metern abgebaut wurden. Im April 1901 bestand die Belegschaft der Mine aus 11 Personen.



Fahlerz (Bleiglanz) neben Azurit (blau) und Tirolit (Tyrolite - türkisgrün) zwei Kupferoxid-haltigen Oxidationsprodukten von Kupferkies aus der Grube Mehlbach


Revolutionäre Ereignisse bremsten den weiteren Bergbau im Werk Mehlbach ab Anfang 1901 bis am 18. August 1902 der Betreiber der Mine die Einstellung aller Arbeiten bis Ende September sowie die Beendigung der Finanzmittelbereitstellung für das Freihalten des Bergwerkes von eindringendem Wasser ankündigte. Tatsächlich wurden am 8. November 1902 die Arbeiten in der Silbergrube nach fast 300 Jahren ertragreicher Bergbautätigkeit eingestellt.  

in der Folgezeit scheitern zwischen 1908 und 1920 angestellte Anstrengungen, den Bergbau "in der Mehlbach" wiederaufzunehmen. Am 11. Februar 1921 wird zumindestens 1 Schacht der Grube - vermutlich der Maschinenschacht -"zugeworfen", Förderanlagen werden abgebaut. (Nach: Taunusmineralien / Weilmünster. Peter Schönig, Niederkassel, Oktober 2012)



Ankerit neben Feldspat aus der Grube Mehlbach



Bergkristall und Spuren von Malachit auf Bleiglanz-haltigem Gestein aus der Grube Mehlbach



Bergkristall neben Siderit auf Tonschiefer
Grube Mehlbach



Malachitkruste auf schwefelhaltigem Gestein
Grube Mehlbach



Tirolit und Azurit auf Fahlerz (Bleiglanz)
Grube Mehlbach



Calcit
Grube Mehlbach



Ankerit
Grube Mehlbach



Die abgebildeten Gesteinsproben entstammen alle Aufsammlungen des CID Institutes an den bergaufwärts gelegenen Schachthalden der Grube Mehlbach am 22.8., 13.9 und 14.9.2011.
Abbildungen: Foto CID Nature Studies - Die Natur des Weiltales

Die Bestimmung der Mineralien erfolgte mit dankenswerter Beratung von Peter Schoenig (Niederkassel).






Spuren der Silber-Grube Mehlbach


Deutlich sichtbar zu erkennen sind auch heute noch die Überreste der jahrhundertelangen Bergbauaktivitäten im Mehlbachtal, doch sei die Warnung vorausgeschickt, daß die 3 Stollen und 10 Schächte des Bergwerkes zwar zugeschüttet bzw. gesichert sind, doch die verbliebenen Gruben (Geländeeinsenkungen) keinesfalls betreten werden sollten, denn Nachrutschungen des Verfüllungsmaterials sind durchaus möglich. Besucher sollten sich auch nicht ohne sichernde Begleitung den zwar abgesicherten aber noch offenen Schächten nähern. Es ist ratsam, das Mehlbachgelände nicht einzeln und alleine zu erkunden. 

Zur Hälfte ist das ehemalige Bergwerksgelände in tieferen Lagen von Wald bedeckt, so daß Wanderer hier urplötzlich vor kegelförmigen Erhebungen stehen, in welchen dutzende Meter tiefe Absturzlöcher klaffen. Im weiter bergauf gelegenen, baumfreien Ackerland sind die senkrecht in den Boden getriebenen Schacht-Tunnel und die um die Schachtöffnungen aufgehäuften Gesteinshalden von weitem sofort erkennbar als Gehölzinseln, die aus den Feldern herausragen. Doch auch hier ist Vorsicht geboten, besonders am obersten Schacht, der erst unlängst mit Holzstämmen und angeschobener Erde verfüllt wurde, so daß ein Einbrechen der Verfüllung in die Tiefe nie ausgeschlossen werden kann. 



Eine Gehölzinsel auf der Gesteins-Abraumhalde des "Obersten Schachtes" - hier gesehen von der Gesteinshalde der vorletzten Schachtanlage aus - markiert die Position des vermutlichen Endpunktes der unterirdischen Bergbauaktivitäten im Hauptstollen der Grube Mehlbach 




Drei Abraumhalden-Gehölzinseln markieren weithin sichtbar im bergauf bewirtschafteten Ackerland die Lage der ehemaligen 3 obersten Material-Auftransport-Schächte





Am ehemaligen "Maschinen-Schacht" sind noch deutlich Reste des Mauerwerkes erkennbar, welches die technischen Materialtransportstrukturen - vermutlich Motorwinden - der Gesteins-Förderalage und der Dampfturbine der Pumpanlage zum Freihalten der Stollen von eindringendem Wasser trug





Etwa 120 Meter südöstlich des Maschinenschachtes befindet sich der verfüllte Eingang vermutlich eines der 3 horizontalen, seitlichen Zugangs-Stollen zur Silber-Mine





Im gesamten bewaldeten, unteren Bergwerksbereich zeugen Halden, Senken, Geländeabbruchkanten und Spuren größerer Erdbewegungen von den historischen, aber auch von rezenten Grabungen





Kuppelförmige Erhebung mit dem "Zweituntersten Schacht" im Inneren




Blick ins Innere des Schachttrichters






Der Kegelberg der Halde des "Untersten Schachtes"






Blick ins Innere des Schachttrichters des Untersten Schachtes





Die Mündung des Untersten Schachtes





Lage des ehemaligen Tiefstolleneinganges zur Grube Mehlbach, aus welchem ein permanenter Wasserstrom austritt. Der Stolleneingang wurde vor Kurzem mit einem Kleinbagger zerstört und zugeschüttet.




Bedauerlich ist die Tatsache, daß trotz zunehmendem Interesses von Naturkundlern und Mineralogen an dem historischen Bergbaugelände die kulturhistorische Stätte nicht bewahrt wird sondern, im Gegenteil Angriffspunkt von Maschinenvandalismus wurde. Letzterer stellt eine bedauerliche, ausufernde Bedrohung von Natur und Landschaft dar, denn die Zahl der Kleinbaumaschinen wuchert ins Unermeßliche und Verwüstungen im Naturraum sind kaum zu kontrollieren. Mit modernem Gerät sind dagegen in Minuten unvorstellbare und nicht wieder gut zu machende Schäden anrichtbar. Im Falle der Grube Mehlbach ist die Verfüllung des Tiefstollens glücklicherweise reversibel und reparierbar. Die Existenz der weit über den Dorfrahmen Weilmünsters hinaus berühmten Stätte sollte in der Zukunft zu didaktischen und Lehr- und Studienzwecken genutzt werden. Dazu können ohne großen Aufwand Informationstafeln angebracht, Führungen organisiert und sogar Teile des Tunnelsystemes wieder begehbar gemacht werden. Ein Ausstellungsraum für die ehemals abgebauten Mineralien wäre ein zusätzlicher Attraktionspunkt des Ortes.




Rezente Grabungsspuren von Mineralogen und Naturkundlern, die in den Halden der Grube Mehlbach nach dort immer noch zu findenden Restens der ehemals geförderten Gesteine suchen





Spuren kontemporärer Bergbauaktivitäten in einem historischen Abbaugraben, vermutlich einen ehemaligen Seitenstollen-Zugang , auf dem Silbergruben-Gelände



Die für den etwa 1000 Meter langen Abbaustollen verhältnismäßig große Zahl von 10 Förderschächten und 3 Stolleneingängen läßt die Vermutung zu, daß der in den Berg getriebene Gang entlang der Mineralerzader nur sehr geringe Ausmaße hatte, so daß der Abtransport der im Grubeninneren gebrochenen Gesteine zum jeweils nächsten Förderschacht wegen der niedrigen Ganghöhe und Gangbreite sehr mühseelig war und sich daher die Anlage von jeweils neuen Förderschächten in relativ kurzen Abständen lohnte.



Alle Abbildungen des gegenwärtigen Zustandes der ehemaligen Bergbauanlage Mehlbach stammen von der Geländeexkursion des  CID Institutes vom 30. April 2016.

Abbildungen: Foto CID Nature Studies - Die Natur des Weiltales



   











Die Fossilien Weilmünsters II - Fossilien aus der Grube Mehlbach



Cypridina ist eine Gattung der Muschelkrebse (Ostracoda). Muschelkrebse bilden schalenartige Chitinlamellen die durch Kalkeinlagerungen mineralisieren und den Körper der Krebslein, welche zumeist 0,5 - 2 Millimeter selten auch bis 3 cm groß werden, umgeben und ihnen so das Aussehen von Muschelschalen verleihen. 10.000 - 15.000 rezente Muschelkrebsarten sind bekannt, einschließlich der ausgestorbenen, fossilen Ostracoda schätzt man die Gesamtartenzahl auf über 30.000.

Muschelkrebse besiedeln alle aquatischen Lebensräume des Salz- und Süsswassers sowie halbaquatische Übergangslebensräume. Zumeist besiedeln sie den Gewässergrund, seltener sind sie auch freischwimmend (Nekton) oder im Sediment grabend. Die große Artenzahl und Individuenzahl sowie ihr immerwährendes Auftreten durch alle erdgeschichtlichen Zeitepochen und ihre gute Konservation als Fossil in Gesteinen geben den Muschelkrebsen eine Bedeutung als wichtige Indikator- bzw. Leitfossilien. Namensgebend ist beispielsweise die Gattung Cypridina für den devonischen Cypridinen-Schiefer seit dieser Begriffsprägung durch G. & F. Sandberger 1856.  


Muschelkrebs (Ostracoda)
Copyright : Wikipedia Commons


Die Geologische Karte Blatt Weilmünster von 1918 verzeichnet in der flächendominanten Stratigraphie des Devon für das Oberdevon in den "Mulden- und Südlichen Randfacies" die Gesteinsschichten der "Roten und Grünen Cypridinen-Schiefer wechsellagernd mit dunklen Styliolinen führenden Tonschiefern". Diese Gesteinslage ist flächig vertreten südwestlich des Möttbachtales zwischen Ernsthausen und Audenschmiede, Laubuseschbach und Aulenhausen - also um ganz Weilmünster herum - und an vielen Stellen überlagert von erdgeschichtlich etwas jüngeren Paläovulkanischen Eruptivgesteinsdecken (Diabase, Schalstein). An den Grenzschichten beider Gesteine bildeten sich infolge der vulkanischen Aktivität (Gesteinsschmelze und Vermischung) bisweilen reichhaltige Erzlagerstätten die zum Teil abgebaut wurden. 

Im Rahmen der Bergbauaktivitäten aber auch bei Straßen- und Eisenbahnbau und anderen Tiefbauten treten immer wieder Fossilien der Cypridinen-Schiefer zu Tage. Die begleitenden Styliolinen-Schiefer beinhalten längliche-spitz-konische Kalkschalengehäuse von Tentaculiten, fossilen Mollusken die ähnlich wichtige stratigraphische Bedeutung haben wie die Cypridina. 

Bei den Mineralienaufsammlungen vom August und September 2011 an den Halden der Grube Mehlbach in den oberen Hanglagen wurde ein besonders präsentables Stück von Cypridinen-Schiefer gefunden, das durch die gute Detailerhaltung und die exakte Formenabbildung der Kalkschalen-Krebschen hervorsticht. Das Fundstück wird hier dokumentiert. Eine genaue Artbestimmung der fossilen Muschelkrebse ist noch notwendig.




"Cypridinen - Schiefer" mit besonders schön abgebildeten fossilen Kalkschalen von Muschelkrebsen (Ostracoda) unbestimmter Gattung und Art.
Grube Mehlbach



"Cypridinen - Schiefer" mit besonders schön abgebildeten fossilen Kalkschalen von Muschelkrebsen (Ostracoda) unbestimmter Gattung und Art (Detailvergrößerung)
Grube Mehlbach




Zum Vergleich Cypridinen-Schiefer Fundstücke mit mehr oder weniger stärkerer Oberflächenverwitterung und dadurch bedingt weniger gutem Erhaltungsgrad der Muschelkrebs-Fossilien.
Aufsammlung vom 30. April 2016.




Gesteinsstück mit auffällighoher Dichte "verkieselter" Muschelkrebs-Gehäuse


Stärker verwitterte Außenseite desselben fossilführenden Gesteinsstückes



Sehr stark verwittertes Gesteinsbruchstück mit nur annähernd erkennbaren Muschelkrebs-Fossilien








masthead (impressum)

Eine Publikation der Schriftenreihe Naturwissenschaften 
des CID Verlag, Weilmünster.





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Dipl. Biol. Peter Zanger / Foto CID

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Geologische Karte von Preussen und benachbarten Bundesstaaten herausgegeben von der Königlich Preussischen Geologischen Landesanstalt unter Leitung von Franz Beyschlag, Blatt 31 Weilmünster, geologisch bearbeitet von J. Ahlburg 1913-1915




Luftbilder :


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Lojeumali Beulleideu 





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